25.01.2017 | 10:58 AM | Kategorie:
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„Authentisch sein ist das Wichtigste“ – Youtuber Michael Buchinger im Interview

Im Artikel „Video ist das wichtigste Medium, um ein junges Publikum zu erreichen“ habe ich einen ersten Blick in die Welt der Youtube-Stars geworfen. Bei meinem Interview mit einem der erfolgreichsten Youtuber Österreichs – Michael Buchinger (23) – wollte ich mehr  über den den Alltag, die Arbeitsweise und Erfolgskonzepte des Vloggers in Erfahrung bringen. Immerhin haben heute fast 141.000 User seinen Youtube-Kanal abonniert.

Michael, wie kamst du auf die Idee einen Vlog zu machen, was war der ausschlaggebende Grund?

Es hat bei mir alles als Hobby begonnen. Als ich 16 Jahre alt war. Ich war nicht in einem Sport- oder Musikverein und hatte somit kein klassisches Hobby. Eine Klassenkameradin hat damals zu mir gesagt, dass ich witzig sei und somit begann ich aus Spaß 2009 meinen YouTube-Kanal. Damals war es noch nicht üblich, dass man damit Geld verdient – war ja auch bei uns nicht so etabliert und somit war es einfach aus einer Laune heraus.

Woher holst du dir die Inspiration für deine Inhalte? Und was glaubst du ist der Grund, dass sich Leute für deine Inhalte interessieren?

Persönlich versuche ich zu unterhalten und stelle diverse Situationen überspitzt dar. Mir ist aufgefallen, dass vor allem meine „Hassliste“ sehr gut bei meiner Community ankommt. Außerdem mache ich manchmal Kochvideos, wo Leute sehen, dass nicht immer alles perfekt wird. Ich glaube, dass es auch genau das ist, was meinen Zusehern gefällt. Authentisch sein ist das Wichtigste.

Wie hoch ist bei deinen Beiträgen der Anteil an eigenen Ideen im Vergleich  zu Firmen, die auf dich zukommen?

Bei Kooperationsanfragen habe ich freien Spielraum. Wenn eine Firma mir einen genauen Plan gibt, wie ich mein Video gestalten soll, dann mache ich das auch nicht. Aber das kommt in der Tat sehr selten vor. Meistens wollen die Firmen, dass ich ihr Produkt einbaue, aber wie ich es genau mache, überlassen sie mir. Ich mache aber nicht allzu häufig Kooperationen. 70% der Produktempfehlungen gehen von mir aus – 30% sind eine Kooperation. Ich habe mal auf Instagram Manner Schnitten gepostet (aber nicht weil ich eine Kooperation hatte, sondern weil ich sie gerade gegessen habe) und meine Zuseher fragten, ob ich mit Manner zusammenarbeite. Das fand ich ziemlich witzig.

Man sieht aber ganz genau, ob ich eine Kooperation gemacht habe oder nicht. Ich arbeite mit einem deutschen YouTube-Netzwerk zusammen und somit unterliege ich auch den deutschen Richtlinien. Dort ist es Pflicht, dass ich im Video „Unterstützt durch Produktplatzierungen“ einspiele. In Österreich gibt es hier noch eine Grauzone – ich habe mal mit einer Agentur zusammen gearbeitet, diese meinte, dass ich das nicht brauche, weil das in Österreich nun mal nicht Pflicht ist. Aber ich denke, früher oder später wird das in Österreich auch noch kommen.

Nach welchen Kriterien selektierst du Kooperationsanfragen aus?

Wichtig ist, dass das Produkt zu mir, aber auch zu meinen Videos passt. Was gar nicht geht, sind Kooperationsanfragen, welche einfach nur Massen-E-Mails sind, bei denen nur die Anrede abgeändert wurde. Ich bekam vor Kurzem eine Anfrage von einem Karaoke-Spiel und in der E-Mail stand: „Hallo Michael, ich bin begeistert von deinem Gesangstalent“. Diese E-Mail habe ich gar nicht beantwortet, da merkte man, dass sich das Unternehmen gar nicht mit meinen Videos auseinandergesetzt hat. Ich habe noch nie gesungen und außerdem kann ich das nicht.

Wie sieht dein typischer Arbeitstag aus?

Als Selbständiger hast du natürlich freie Zeiteinteilung. Ich versuche jedoch, jetzt einen richtigen Arbeitsrhythmus zu haben. Gestern am Abend habe ich zum Beispiel ein Video gedreht und heute schneide ich es. In Summe brauche ich für ein Video ca. fünf Stunden. Zum Schneiden brauche ich maximal drei Stunden. Da ich meistens zwei Videos pro Woche veröffentliche, brauche ich somit nur für Dreh und Schnitt 16 Stunden in der Woche. Darin sind aber noch nicht die Ideenfindung und sonstige Social-Media-Maßnahmen enthalten.

Wieviel Zeit benötigt die permanente Pflege eines YouTube-Kanals?

In Summe braucht die Pflege sehr viel Zeit. Vor allem, wenn man alle Kommentare beantworten würde – dies geht sich zeitlich jedoch nicht aus. Ich würde sonst neun Stunden täglich nur mit der Beantwortung von Fragen verbringen. Dafür wäre auch der Tag zu kurz. Ich hoffe, meine Zuseher nehmen mir das nicht übel. Ich bekomme auch oft Anfragen, ob ich auf einen Kaffee gehen möchte, oder Personen bei ihrer Bakk.-Arbeit zum Thema „YouTube“ helfen kann. Für diese Dinge habe ich jedoch leider keine Zeit.

Wie reagierst du auf negative Kommentare?

Einige negative Kommentare beantworte ich in Videos (das kommt auch sehr gut an) und mache mich dann ein wenig lustig darüber.

Ich bekomme zum Glück nicht so oft negative Kommentare – ca. 10% sind negativ. Die merke ich mir aber meistens besser als die 90% positiven. Ich habe auch eine echt super Community, die mich bei negativen Kommentaren verteidigt. Ich lösche selten Kommentare, nur wenn z. B. eine komplette Menschengruppe negativ dargestellt wird oder andere Personen als ich betroffen sind.

Vlogger gibt es ja viele. Aber wann, würdest du sagen, überschreitet man die Schwelle vom Vlogger zum Influencer?

Spannende Frage! Ich hatte lange nicht das Gefühl, ein Influencer zu sein. Man braucht eine gewisse Reichweite und eine größere Anzahl an Follower, dann könnte man sich als Influencer fühlen. Ich denke, dass man sich als Influencer bezeichnen kann, wenn man Kooperationsanfragen bekommt. Unternehmen schauen aber weniger auf die Reichweite, als auf das Talent des YouTubers.

 

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