30.03.2009 | 10:55 AM | Kategorie:
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Österreichs Medien haben (k)eine Zukunft – Teil 2

Zur Frage der Zukunft malt Pirker ein düsteres Bild. Schon heute gebe es „verlegerische Praktiken jenseits meiner Behaglichkeitsgrenze.“ Er meint damit nicht nur den Verkauf redaktionellen Raumes für nicht gekennzeichnete Werbung, sondern auch Erpressungsversuche mit kritischer Berichterstattung gegenüber Firmen, die nicht werben wollen. Eine bessere Form der Steuerung der öffentlichen Meinung als die heutigen Medien sei für ihn denkbar.

Auch Wrabetz sieht die Zukunft der herkömmlichen Medien düster. Die technische Entwicklung schaffe Werbeformen, die an der klassischen Werbung vorbei gehen. Er weiß aus Erfahrung, wovon er spricht. Obwohl der Internet-Auftritt des ORF stark sei, gebe es Probleme mit der Werbung. Auch für Video on Demand, also Fernsehen mit freier Wahl der Inhalte, sei die Finanzierung problematisch.

Dazu kämen ganz neue Formen des informations- und werbefreien Medienkonsums durch Podcast. Wrabetz: „Darüber denken wir Tag und Nacht nach.“ Die Gefahr sei, dass der Hörfunk zur bloßen Quelle für Downloads absinke.

Die Zukunft sieht Pirker in den „drei M“: Multimedia, Multichannel und Multiplattform. Dies werde die bisherigen Gattungen der Medien ersetzen. Die neue Währung der Informationsgesellschaft seien Zeit und Aufmerksamkeit, nicht mehr Geld. Dem widerspricht Wrabetz. Super-Content könne auch heute Superpreise erzielen, wie die Olympischen Spiele beweisen. Irrationale Geldflüsse, die er logisch nicht nachvollziehen könne, hielten darüber hinaus Medien am Leben, die eigentlich nicht lebensfähig seien.

Soweit die Mitschrift von Herbert Laszlo.

In meinem Schlusswort kam ich auf das Anliegen der ÖJC-Mitglieder zu sprechen, nämlich die Rolle und die Zukunft des Journalismus. Ich betonte, dass in allen Medien Menschen nötig seien, die für die Inhalte sorgten. Der traditionellen Massenmedien Print, Radio und Fernsehen befinden sich durch den Druck der Neuen Medien in einem harten Umwandlungsprozess.

Die große Frage der Zukunft wird sein, ob der Rezipient bereit sein wird, für Informationen Geld zu bezahlen. Viele Medienhäuser bieten schon heute ihren Content kostenlos an. Doch davon können weder die Medienhäuser noch wir Journalisten leben.

Das Bedrückende für mich war, dass die drei Top-Manager der heimischen Medienbranche keine Ahnung davon haben, wie sie die Zukunft meistern wollen. Kündigungen und Sparmaßnahmen alleine werden da ja wohl kein Ausweg sein. Nein, sie verhindern ein neue, strategische Ausrichtung der Medienhäuser.

Der ÖJC setzt sich daher für die Umsetzung neuer Medienstrategien ein, wie wir sie in unserem Buch „Breaking News im Web 2.0 – Wozu wir Journalisten brauchen“, erschienen im Molden-Verlag skizziert haben.

Die gesamte Veranstaltung können Sie im Internet als Podcast sehen.

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