19.10.2011 | 4:55 PM | Kategorie:
0

OTSconnect: Finanzberichterstattung – Fischen im Trüben

Drohende Staatsbankrotte, angeknackste Finanzsysteme, Spekulationen, Veruntreuungen und Vertrauenskrisen auf der einen Seite – positive Entwicklung des Wirtschaftswachstums in der Eurozone auf der anderen. Ist die Lage tatsächlich dramatisch oder gibt es ausreichend Licht am Horizont? Das wurde bei einem OTSconnect-Branchenfrühstück zum Thema „Finanzmarkt: Endzeitstimmung versus Licht am Horizont“ von namhaften Wirtschaftsjournalisten und Finanzexpertinnen unter der Moderation von Alexander Raffeiner im Radiokulturhaus diskutiert.

Einig war man sich am Podium darüber, dass es sehr schwer sei, über die wirtschaftliche Zukunft realistische Einschätzungen abzugeben. Selbst Analysen der aktuellen Situation seien eine Herausforderung.

Dr. Wolfgang Unterhuber (WirtschaftsBlatt) beschreibt die aktuelle Wirtschaftskrise bildhaft als DKT Spiel mit abgeänderten Regeln: Mit Alan Greenspan als Bank hinter der Bank, der den Markt mit Geld flutet. Die Spieler, die dann Häuser kaufen wollen. Dies passiert auf Kredit. Die Bank beim DKT vergibt dann soviele Kredite, dass es knapp wird, wenn nicht alle zurückgezahlt werden. Das Kreditrisiko wird an Dritte ausgelagert. Es wird eine Art Pyramidenspiel aufgebaut. „Sie haben eine Häuserzeile „Berlin“, aber es kommt keiner vorbei, der Miete zahlt. Dann kracht das ganze Pyramidenspiel zusammen. Das heißt dann Lehman“, erörtert Dr. Wolfgang Unterhuber. „Das DKT-Spiel ist noch lange nicht aus. Einer muss jetzt noch Griechenland spielen“, so Dr. Unterhuber.

Welche Rolle übernehmen also Journalistinnen und Journalisten in diesem „Spiel“? Wo liegt die Aufgabe der Qualitätsmedien? Die Finanzkrise ansich ist ein sehr komplexes Thema, deshalb sei es „es ist Aufgabe des Journalisten zu verifizieren, nachzufragen und auf den Punkt zu bringen“, so Christian Drastil (Börse Express).
Ein großes Problem sieht Rosemarie Schwaiger (Profil) in der Wahrheitsfindung. „Es wird auch sehr oft gelogen“, so die Journalistin. Die Informationen, die man bekommt, sind oft „widersprüchlich, irreführend und haben wenig Informationsgehalt. Es ist letztendlich `Fischen im Trüben`.“

Eines ist jedenfalls klar: Mit der Wirtschaftskrise hat sich auch die Berichterstattung verändert. Gerüchte werden schnell aufgebauscht. Man ist nervös. Mag. Michael Mikolasek (APA-Finance) dazu: „Jede Nachricht schlägt sich binnen Sekunden in den Kursen nieder. Das hat eine ganz andere Dimension bekommen.“

Hier können Sie das Branchenfrühstück nachhören.

Kommentieren

Ihre Daten werden im Rahmen der Kommentarfunktion gespeichert, darüberhinaus aber für keine weiteren Zwecke verwendet. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Kommentar zurücksetzen