18.07.2011 | 11:07 AM | Kategorie:
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Sommerloch mit Rand

„Loch ist da, wo etwas nicht ist“, bemerkte schon Tucholsky. In diesem Sinn ist dieser Beitrag eine leichte, schnelle Sommer-PR Parabel. Vor allem deshalb, weil es punkto Arbeitsvolumen bei mir heuer so überhaupt kein Sommerloch gibt.

Kein Loch ohne Rand! Natürlicherweise. Schließlich macht erst der Rand das Loch zum Loch: zum Käseloch, Golfplatz-Loch oder eben zum medialen PR-Sommerloch. Auch mein seltsamer Sommerloch-Stress ist so gesehen eine reine Randexistenz.

Zur Sache. Was ist das PR Sommerloch? Schnell gesprochen: Wenn unsere repräservative Politk urlaubt, bleibt unseren Medien mehr Zeit für anderes.

Gescheite PR Planungen nützen diesen Umstand und verlegen passende „Sommerloch-Themen“ nach Möglichkeit in genau diese Zeit. Sie erhalten so die bessere Aufmerksamkeit.

Was sind diese Sommerloch-Inhalte? Es sind die meist schöneren und freieren Themen: Ein Nudelsieb am Kopf als Freiheitssymbol etwa, oder ein ganzes „Sommerlochfestival“, wie das in Braunschweig, oder auch wirklich wichtige Gesundheitsthemen, die unsere Gesellschaft das ganze Jahr über betreffen.

Die Themen werden freier, hat man den Eindruck. Auch in den Redaktionen vermeine ich mehr spielerische Gestaltungsfreude in jenen Zeiten wahrzunehmen, in denen die harten Lancierungswünsche der Politik nicht so sehr aufs journalistische Gemüt schlagen. Ein Durchatmen! Und in vielen Bereichen eine Zuwendung zu Themen, die uns eigentlich alle viel mehr interessieren! Stichwort „eigentlich“: „Ich bin nämlich eigentlich ganz anders, aber ich komme nur so selten dazu“, heißt es in Ödön von Horváths Zur schönen Aussicht. Ein Satz, der leider nicht nur für die meisten Politiker – außerhalb des Sommers! –, sondern wohl auch für viele andere Mühlenarbeiter gilt.

Und bevor die geneigten Leserinnen und Leser ihren selbsteinschätzenden Schluss zum Sommerloch und seinem Rand ziehen wollen, noch einmal Tucholsky: „Lochen Sie nicht; das Loch ist die einzige Vorahnung des Paradieses, die es hienieden gibt. Wenn Sie tot sind, werden Sie erst merken, was leben ist.“

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