05.06.2009 | 2:07 PM | Kategorie:
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Warum PR-Leute schlechtere Twitterer und Blogger sind als Journalisten, …

… obwohl sich (zumindest bis jetzt) noch beide Berufsgruppen selten in dieser Rolle zu Hause fühlen:

3 Thesen aufgezeichnet aus Beobachtungen am Rande einer engagierten Diskussion beim 56. Treffpunkt Radio in Wien sowie aus der eigenen Erfahrung als „PR-ler“, der von APA-OTS zum – unregelmäßigen – Bloggen im OTS-Blog eingeladen wurde.

Fragen als Annäherung

Was sind Social Networks wirklich? Weshalb nerven sie? Wozu taugen sie? Warum gehen Tickets für Best-Practice-Präsentationen über Facebook, Twitter & Co. aus den USA unter PR-Fachleuten noch immer weg wie die warmen Semmeln? Warum bloggen Journalisten nebenbei, wo sie sich doch auch in ihrem Hauptberuf textlich austoben können? Bietet Twittern und Bloggen mehr Chancen oder mehr Risiken in der strategischen Kommunikationsplanung – oder ist es dafür ohnehin nur Nebensache?

Thesen statt Antworten

Dass Social Networks bereits ein glasklares Profil entwickelt hätten, wäre übertrieben. Vielmehr bleiben alle Fragen offen. Auch der vorliegende Blog-Beitrag bleibt Antworten schuldig, will aber mit 3 Thesen zur Stellungnahme anregen. Egal ob als Kommentar, Blog, Post, Tweet …

These 1

Wer sich offensiv und aktiv in Social Networks bewegt, sollte 100%ig authentisch sein. Das heißt: Durchaus subjektiv sein und in eigenem Namen Standpunkte vertreten, für die er sich dauerhaft rechtfertigen können muss.

These 2

Jeder Kommunikator in Social Networks sollte sich nicht nur eine „dicke zweite Haut“, sondern am besten eine zweite „öffentliche“ Persönlichkeit zulegen, die strikt von der privaten zu trennen ist. Der Blogger wird von der Öffentlichkeit in Besitz genommen, ähnlich wie der Gastgeber der TV-Nachrichtensendung im Hauptabendprogramm. Das Individuum transformiert sich im Social Network zur Marke. Nur wenige persönliche Lebensentwürfe sind aber auf ein „Leben als Marke“ abgestimmt.

These 3

Der frühere ORF-ZiB 2-Anchorman Robert Hochner hinterließ uns die Erkenntnis, dass „die Rache des Journalisten am Politiker“ das Archiv sei. Nicht nur deswegen waren gut sortierte Archive einst gesucht und – wenn einmal vorhanden – bestens gehütet, von manchen auch als „Giftschrank für Notfälle“ bezeichnet. Mit dem aktiven Eintritt in die Social Networks wird jeder zu einer Art „Politiker“, dessen Wortspenden sich auch gegen den „Spender“ wenden können. Das „Spenden-Archiv“ von heute ist jedoch nicht mehr geheim, sondern über das Internet jedem erschlossen.  Man sollte also stets wissen, was man dem Archiv anvertrauen möchte – am besten aus eigener professioneller Erfahrung. Kein Wunder, dass der Nachfolger Hochners als ZiB 2-Anchorman, Armin Wolf, zu den aktivsten Social Networkern unter Österreichs Journalisten zählt. Er erschließt damit nicht nur seine Sendung und sein Unternehmen, sondern auch seine persönliche Marke neuen Publikumskreisen.

Social Networks – für PR-Leute ein Phänomen, mit dem es sich auseinanderzusetzen gilt, das aber nur eingeschränkt mit der Rolle des diskreten Beraters kompatibel ist. Social Networks – für Journalisten wahrscheinlich doch deutlich mehr … und deshalb ein möglicher Grund, warum PR-Leute die schlechteren Twitterer und Blogger sind als die Journalisten.

9. Juni 2009, 11:36

Dakne für die gelungenen Thesen, denen ich weitstgehend zustimmen kann! Ein paar kleine Ergänzungen dazu von meiner Seite:

* Ein Journalist aus Österreich, der die Nutzung sozialer Netzwerkmedien als einer der ersten sehr erfolgreich umgesetzt hat ist Georg Holzer: http://georgholzer.at/

* Die PR hat im Gegensatz zur klassischen Werbung (= Broadcasting) eigentlich immer schon „das Gespräch“ als Grundlagenmetapher gehabt. Daher sollte es Ihr eigentlich leicht fallen, diese auch medienadäquat umzusetzen. Auch wenn die Beispiele in Österreich noch dünn sind …

* Die Auseinandersetzung mit sozialen Netzwerkmedien ist weder für JournalistInnen noch für PR Leute eine Option sondern (über)lebensnotwendig. Egal ob passiv (monitoring, Analyse) oder aktiv (teilnehmend), egal ob risikominimierend oder chancenmaximierend. Auch wenn das in Österreich alles noch ein bissl länger dauert als international.

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