25.08.2016 | 11:01 AM | Kategorie:
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„Neben das Bestehende etwas Neues stellen“

Clemens Pig, APA-Geschäftsführer

Clemens Pig ist seit 1. Juli Vorsitzender der APA-Geschäftsführung und sprach im Interview mit APA-Value unter anderem über die zukünftige Rolle der APA im Dreieck „Content, Technology und Network“.

Wie steht die APA als nationale Nachrichtenagentur im Jahr 2016 da?

Die wirtschaftliche Lage im heurigen Geschäftsjahr ist als stabil einzustufen. Die APA kann in Summe ihre Kundenbasis halten und gleichzeitig mit gezielten Produktinnovationen gut punkten. Das Jahr 2016 ist ja insgesamt ein gesellschaftlich, politisch und wirtschaftlich hochinteressantes und wichtiges Jahr. Wir haben auf nationaler Ebene mit den Wahlen zur Bundespräsidentschaft sowie einem neuen Bundeskanzler eine Belebung des ganzen Informations- und Kommunikationsgeschäftes. Und gleichzeitig mit internationalen Groß- ereignissen wie der Fußball-EM in Frankreich oder den US-Wahlen im Spätherbst weitere Megaevents, die einerseits in der Kapitalisierung von Multimedia-Dienstleistungen der APA helfen, andererseits die Nachrichtenagentur aber natürlich vor beachtliche redaktionelle sowie organisatorische Herausforderungen stellen.

Welche Ziele haben Sie sich für die ersten 100 Tage „im Amt“ vorgenommen, welche Schwerpunkte werden Sie setzen?

Ich habe mich selber von der 100-Tage-Frist entbunden, weil ich nicht neu im Unternehmen bin. Damit fällt dieser Klassiker der „100 Tage“ weg, zugleich gibt es selbstverständlich eine Reihe von Ideen. Einer der zentralen Punkte ist nach wie vor die Rolle der APA als „Enabler“. Wir als Medienbranche in einem kleinen nationalen Markt sitzen bei vielen Themen in einem Boot. Und damit gewinnt die Grundidee einer Nachrichtenagentur, Dinge zu tun, die für jeden Einzelnen zu aufwändig wären, nochmals mehr an Bedeutung. Diese Innovationsthemen kann man ganz gut aus den Megatrends der Medien- und Kommunikationsbranche ableiten – das sind insbesondere die Themen „Video“, „Mobile“, „Social“ und „Data“, und das ist insbesondere auch das Thema „Paid Content“ im Kontext der neuen „Unbundling-Lösungen“. Es geht darum, dass Medien ihre Inhalte von den eigenen unmittelbaren Plattformen loslösen und über Aggregatoren und neue Kioske anbieten. Die APA wird ganz gezielt und zügig in diese Innovationsthemen hineingehen. In den unmittelbaren ersten Wochen haben wir als Geschäftsleitung die aktuelle Strategie einer Evaluierung und einem Review unterzogen. Die Mittelfriststrategie der APA ist bis Ende 2017 aufgesetzt, und in diesem Spielfeld bewegen wir uns ja. Es ist, denke ich, auch wichtig, dass es hier keinen Bruch geben wird. Gleichzeitig verändern sich natürlich die Inhalte, die diese Strategie befüllen. Da stehen insbesondere das Thema der APA-Videoservices und die Weiterentwicklung des AustriaKiosks ganz oben. Das sind die zentralen Innovationen, von denen insbesondere die Medienbranche profitiert. Wir werden die beiden Projekte zügig und konkret, insbesondere über den Sommer, aktiv weitertreiben.

Sharing Economy verändert derzeit Strukturen in vielen Branchen. Gleichzeitig erleben Genossenschaften vermehrt Zulauf. Sehen Sie darin einen Zusammenhang? Wie sieht die APA ihre Rolle als Genossenschaft?

Der neue Begriff der Sharing Economy bringt etwas zum Ausdruck, das in Wahrheit schon lange in der DNA der APA vorhanden ist. Zum Beispiel das Thema „Plattformen“, das aus meiner Sicht etwas zutiefst Genossenschaftliches ist. Die APA per se ist eine Plattform, aber auch ihre einzelnen technischen Oberflächen, wie z.B. der APA-OnlineManager, auf denen die einzelnen teilnehmenden Medien ihre Inhalte zur Verfügung stellen und professionell durch die APA vermarkten lassen. Der große Unterschied zu neuen Sharing-Economy-Modellen ist jedoch, dass die Wertschöpfung im Falle der APA unmittelbar bei den Teilnehmern bleibt – entweder in Form von Royalties, weil sie ja Erlösteilungen durch den APA-OnlineManager zurückgespielt bekommen, oder schlichtweg über die Dividende. Und das, glaube ich, unterscheidet die beiden Modelle grundsätzlich. Aber die Denke, dass insbesondere in einem Technologiezeitalter nicht jeder alles für sich alleine tun kann und die Themen da sehr komplex sind – von Rechtemanagement bei Contentvermarktung über Big-Data- bis hin zu Security-Anwendungen –, ist nach wie vor aktuell. Ich orte hier noch großes Potenzial für den genossenschaftlichen Ansatz der APA, aus einer SharingEconomy-Brille heraus gedacht.

Wohin wird sich die APA in den nächsten fünf Jahren entwickeln?

Die zukünftige Rolle der APA wird sich im Dreieck „Content, Technology und Network“ abspielen. Die traditionelle Rolle der APA als Nachrichtenagentur wird in der derzeitig starken Ausprägung bleiben. Der Bereich der Informationstechnologie wird noch einmal sprunghaft an Bedeutung gewinnen. Damit wird die APA so etwas werden wie eine, wenn man so will, redaktionelle Informationstechnologie-Agentur. Und die Kunst liegt für uns natürlich darin, in diesen nächsten Jahren wesentlich wendiger und schneller in der Produktentwicklung zu werden. Ein weiterer Punkt ist natürlich die Frage, wie es der APA gelingt, die Internationalisierung fortzuführen. Wir haben derzeit für Deutschland und für die Schweiz unsere Märkte definiert. Für Deutschland geht es darum, das Thema der Apps mit der dpa gemeinsam im Rahmen der dpa-digital services GmbH weiterzuentwickeln. Die gleichen Ideen werden wir in der Schweiz rund um die Partnerschaft mit sda und Keystone weitertreiben.

Als Student haben Sie vor 20 Jahren das spätere APA-Tochterunternehmen MediaWatch mitgegründet. Können Sie den Spirit dieser Start-up-Zeit auch als Geschäftsführer einer Unternehmensgruppe noch manchmal einbringen?

Ich glaube tatsächlich, dass ich durch die ersten Jahre in meiner eigenen Firma einen ganz starken unternehmerischen Impuls in mir trage. Das heißt, meine Aufmerksamkeit ist in Richtung Innovation, Kundenorientierung und Kostenblick gerichtet. Es war damals natürlich schon ein ziemlicher Brückenschlag, in eine große Organisation wie die APA zu wechseln. Wenn dieser Brückenschlag gelingt, ist es eine wunderbare Ausgangslage, um das Unternehmerische mit einer Organisation zu verbinden, die eine lange Geschichte und Tradition hat. Vor allem in der Produktentwicklung glaube ich an die Notwendigkeit einer „Start-up-Herangehensweise“. Neue Produkte brauchen neue Teams und damit einen neuen Spirit. Und ich halte sehr viel davon, neben das Bestehende auch etwas Neues zu stellen – gerade in der heutigen Digitalzeit, die eine Trial-andError-Phase ist.

Sie haben die APA aus verschiedenen Positionen kennengelernt. Was macht dieses Unternehmen aus Ihrer Sicht unverwechselbar?

Einerseits die Integration der Produktlandschaft. Ich denke, die Tatsache, nicht nur die Inhalte zu generieren und zu erstellen, sondern das ganz massive Ausweiten auf Technologie und das Erstellen integrierter Produkte erfüllt in Wahrheit jedes Managerherz, weil sich der Baukasten dramatisch erweitert. Das macht die APA im Produktbereich unverwechselbar und hochspannend. Der zweite Punkt ist die Marke APA. Sie ist schon ein zentrales Asset. Diese Marke gilt es einerseits zu pflegen und andererseits in eine moderne Zukunft zu transferieren – das finde ich sehr, sehr spannend, vor allem, das gemeinsam mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu tun. Der dritte Punkt, der unverwechselbar und faszinierend in der APA ist, ist die Eigentümerstruktur. Ich kenne wenige Unternehmen oder Organisationsstrukturen, wo sowohl der öffentlich-rechtliche ORF als auch Tageszeitungen – Qualitätspresse, Länderzeitungen und Boulevard-orientierte Medien – sachlich und sehr ergebnisorientiert gemeinsam an einem Tisch sitzen. Das halte ich für ein absolutes Asset der APA.

Wie sehen Sie die Zusammenarbeit mit Ihrer zweiten Geschäftsführerin Karin Thiller?

Ich freue mich sehr über die Entscheidung der Eigentümerversammlung der APA, Karin Thiller, die schon viele Jahre erfolgreich das Tochterunternehmen APA-OTS geleitet hat, als Co-Geschäftsführerin zu bestellen. Ich denke, es sind unmittelbar zwei wichtige Signale damit verbunden. Das erste Signal ist, dass die APA auch bei der Besetzung von Spitzenpositionen personell durchaus aus sich selber heraus schöpfen kann. Und zweitens, was ohnehin selbstverständlich sein sollte und mittlerweile auch bei der APA selbstverständlich ist, dass mit Karin Thiller erstmals eine Frau in die Geschäftsführung des Konzerns eingezogen ist. Ich bin der Meinung, dass dieses neue Geschäftsführungsduo eine sehr, sehr gute Mischung aus Erfahrung, insbesondere aber auch aus Innovation und Veränderung mitbringt. Ich glaube sogar, dass eine Spur mehr Gewichtung auf dem Thema „Innovation und Veränderung“ liegen wird, aber eben auch in der richtigen Balance nach innen hin, weil es ja auch darum geht, die Kolleginnen und Kollegen dafür zu begeistern und mitzunehmen. Und es geht auch darum, gleichzeitig für die Kunden und Partner der APA diesen Weg glaubhaft zu gestalten. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit Karin und gratuliere noch einmal zur Bestellung.

 

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