11.04.2012 | 4:18 PM | Kategorie:
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Liebe statt Kohle?

Was motiviert Menschen aller sozialer Schichten, ehrenamtlich zu arbeiten anstatt ihre Zeit gewinnmaximierend dem Meistbietenden zu verkaufen? Eine Studie am Abschluss des Europäischen Jahrs der Freiwilligkeit.

Neoliberalismus, so die weitverbreitete Annahme, bestimmt das Leben in der Zeit nach der letzten Jahrtausendwende. Für viele tagtägliche Handlungen scheint diese These durchaus Teil der Wahrheit zu sein: radikale Individualisierung und „Nullwachstum“ bei Höchstgeschwindigkeit sind Schlagworte zur Beschreibung der Oberflächlichkeit (post-) moderner urbaner Lebensräume.

Freude am Helfen und Spaß an der Gemeinschaft

Abbildung 1: Freude an der Tätigkeit ist der wichtigste Motivationsfaktor für freiwilliges Engagment in Österreich

Eine Studie zur Motivation freiwilligen Engagements zeigt ein durchaus konträres Bild: Freude an der Tätigkeit ist das gemeinsame Motiv der freiwilligen Österreicherinnen und Österreicher in allen Engagement-Bereichen.

Während Ehrenamtliche im Sport- und Kulturbereich eher Spaß und Gemeinschaft als primäre Motivatoren angeben, sind es bei den Blaulichtorganisationen Feuerwehr oder Rotes Kreuz die Freude am Helfen, also der der Altruismus, der viele tausend Frauen und Männer zum regelmäßigen unbezahlten Engagement bringt.

Junge Freiwillige, das ergeben die internen Recherchen beim Roten Kreuz, engagieren sich besonders viel, was die Zahl der Stunden betrifft. Auch informelles Engagement im Onlinebereich ist zudem tendenziell „jung“.

Abbildung 2: Freiwillige sterben nicht aus, im Gegenteil. Gerade Junge engagieren sich deutlich mehr, was die Zeit pro Monat angeht.

Der Wert der Freiwilligkeit in der Gesellschaft
Das Jahr der Freiwilligkeit 2011 bot viele Möglichkeiten den Wert zivilgesellschaftlichen Engagements an sich vorzustellen und breit zu diskutieren. Genützt haben das leider auch in Wirtschaft und Politik nur wenige, wie unsere Umfrage nach den wesentlichen Fürsprechern zeigt: Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass die Österreicherinnen und Österreicher im Roten Kreuz mit 60% der Nennungen den größten Fürsprecher für den Wert Freiwilligkeit in der Gesellschaft erkennen können, mit 52% folgt die Feuerwehr, auch das Team Österreich wird (vor allem in jungen Zielgruppen) zu 20% erwähnt.

Aus Liebe zum Menschen?
Zusammenfassend kann man sich als Österreicher nur freuen, dass Altruismus – also der persönliche Wunsch  –  anderen Menschen direkt zu helfen, auch mehr als 150 Jahre nach Henri Dunant einen bedeutenden Motivationsfaktor für die Freiwilligkeit darstellt. In Zeiten, da nicht nur die die Medien die Dominanz des Marktes über alle anderen gesellschaftlichen Bereich verkünden, findet sich offenbar im so genannten „dritten Sektor“ ein Feld, in dem herkömmliche ökonomische Maximierungslogiken keinen Platz haben. Hier gewinnt die „Liebe zum Menschen“ über die Kohle.

Einige Links als Ergänzung
Mehr Informationen rund um das Thema Freiwilligkeit findet man im so genannten Freiwilligenweb des Sozialministeriums, das anlässlich des Europäischen Jahrs der Freiwilligkeit 2011 neu überholt wurde. Die wesentliche Studie rund um Freiwilligkeit in Österreich ist der Freiwilligenbericht aus dem Jahr 2009, der dort ebenfalls online ist. Viele Informationen zum Thema Freiwilligkeit auf der Knotenseite im Rotkreuz-Portal: www.roteskreuz.at/freiwillig.

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