13.03.2017 | 8:48 AM | Kategorie:
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Virtual Reality zum Schutz des Amazonas

Mitja Kobal / Greenpeace

Im Frühling 2016 startete Greenpeace eine globale Kampagne gegen den Bau des Megastaudamms São Luiz do Tapajós im Herzen des Amazonas. Das gigantische Projekt bedrohte ein Paradies der Artenvielfalt und die Heimat der indigenen Bevölkerung, der Munduruku. Mit Aktionen und einer internationalen Petition forderten wir Konzerne auf, sich von dem Bauprojekt zu distanzieren. Mehr als eine Million Menschen weltweit schlossen sich unserer Forderung an. Wie haben wir diese Menschen erreicht? Unter anderem mit Virtual Reality.

Den Regenwald erlebbar machen

Unsere Annahme war: Je näher wir das Amazonasgebiet den Menschen in unserer Aufklärungsarbeit bringen können, desto stärker würden ihre Herzen auch für die Region schlagen. Und desto eher würden sie sich für deren Schutz engagieren. Deshalb haben wir nach einem Weg gesucht, den Amazonas-Regenwald für die Menschen außerhalb Brasiliens erlebbar zu machen.

Die immersive Technologie der 360-Grad-Videos macht dies möglich. Wenn wir die Zuseherinnen und Zuseher über die Baumkronen des Regenwaldes fliegen lassen, sie auf Bootsfahrten auf einen der letzten frei fließenden Flüsse des Amazonas schicken und sie in das Dorf der Munduruku führen würden, könnten sie auf intensive Weise erleben, was nach dem Bau des Megastaudamms für immer verloren wäre. Dafür war es jedoch notwendig, direkt vor Ort – dort, wo der Staudamm geplant war – zu filmen.

Virtual Reality Bild Amazonas

Von der Planung zum fertigen Film

Nachdem die Entscheidung für den 360-Grad-Film gefallen war, musste es schnell gehen. Die Genehmigung für den Bau des Staudamms konnte jeden Moment erfolgen. Wir hatten zwei Monate, um den Film zu konzipieren, den Dreh zu organisieren, das Filmteam nach Brasilien zu den Munduruku zu bringen und im Anschluss den Film in Wien fertig zu stellen. Gelungen ist uns das Ganze nur, weil wir intern über alle Abteilungen hinweg an das Projekt geglaubt und gemeinsam für dessen Erfolg gearbeitet haben.

Die größten Herausforderungen dabei waren die Neuartigkeit des Storytellings – plötzlich stand uns ein ganzer Raum für die Erzählung zur Verfügung – sowie natürlich der Dreh vor Ort. In enger Kooperation mit den Munduruku musste das Filmteam mitten im Regenwald die besten Stellen ausfindig machen, um dort mit sechs Go-Pros gleichzeitig aufzunehmen. Und das Team konnte das Material vor Ort nicht einmal sichten.

Da die Technik zudem sehr neu war, arbeiteten wir bei der Fertigstellung des Films mit Testseherinnen und -sehern, um mögliche Szenen, die Unwohlsein hervorrufen könnten, zu identifizieren. Tatsächlich konnten wir so gewisse Stellen ausbalancieren, wie z. B. eine Bootsfahrt, die für den durchschnittlichen Magen zu schnell gewesen wäre.

Der Film kommt zu den Menschen

Da wir nicht davon ausgehen konnten, dass bereits jeder Virtual-Reality-Brillen zuhause hat, mussten wir uns überlegen, wie wir den Film zu den Menschen bringen. Wir entschlossen uns dazu, mit dem Film auf die Straße zu gehen und Passantinnen und Passanten in ganz Österreich für vier Minuten in den Regenwald zu entführen.

Die Reaktionen der Menschen waren überwältigend. Sie lebten mit dem Video mit: Wenn sie flogen, sahen sie nach unten, wenn sie von den Munduruku umtanzt wurden, drehten sie sich im Kreis… Es wurde deutlich, an welcher Stelle sich die Zuseherinnen und Zuseher gerade befanden und was sie besonders bewegte. Andererseits bekamen auch die Gespräche mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Greenpeace eine ganz neue Qualität. Die Menschen stellten Fragen anhand von „erlebten“ Situationen. Das Thema schien plötzlich weniger abstrakt.

Für uns steht fest, wir werden auf jeden Fall noch weitere 360-Grad-Videos einsetzen!

Ein Meilenstein für den Schutz des Amazonas

Ein großer Meilenstein für den Schutz des brasilianischen Regenwaldes ließ zum Glück nicht auf sich warten. Im August 2016 kam die erfreuliche Nachricht: Das Lizenzverfahren für den Staudamm wird eingestellt, der São Luiz do Tapajós nicht gebaut.

Unser Einsatz geht weiter

Vor Kurzem haben Forscherinnen und Forscher ein gewaltiges Korallenriff vor der Mündung des Amazonas entdeckt. Doch nur acht Kilometer vom Riff entfernt soll nach Öl gebohrt werden. Eine zusätzliche Bedrohung für das einzigartige Ökosystem, in dem die Abholzung immer weiter voranschreitet. Greenpeace wird sich deshalb weiterhin mit aller Kraft für den Schutz des Amazonas einsetzen!

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