18.05.2017 | 9:18 AM | Kategorie:
0

Lifestyle-Journalismus: „Neuer Obstsaft mit Maracuja-Geschmack“ reißt Journalisten nicht vom Hocker

Fashion, Gesundheit, Beauty – beim Lifestyle-Journalismus dreht sich alles um den guten Lebensstil. Doch was erwarten die Journalistinnen und Journalisten von PR-Material? Diesmal kommt Nana Siebert vom Magazin Woman zu Wort. Sie wundert sich vor allem über Aussendungen, die so gar nichts mit ihrem Themenfeld zu tun haben, und hochgradig uninteressante Informationen.

Wie würden Sie Ihren Arbeitsalltag in ein paar Sätzen beschreiben?

Mein Arbeitsalltag besteht aus Themenbesprechung mit der Redaktion, allen Maßnahmen zur Steigerung des Traffics (Social-Media-Monitoring und Bewerbung, SEO, Chartbeat), ab und an schreibe ich selbst noch Artikel, Sitzungen mit den Abo-, Marketing- und Anzeigenteams, Präsentationen intern und extern… und 100.000 Kleinigkeiten, die man gar nicht auflisten kann.

Greifen Sie bei Ihrer Themenrecherche auch auf Presseaussendungen von Unternehmen und Institutionen zurück?

Tatsächlich greifen wir ab und an auf Presseaussendungen zurück. Diese werden aber nicht einfach übernommen, sondern dienen eher als Ideengeber für Themen und Artikel. Im Lifestyle-Bereich sind das vorwiegend Produkte und neue Kosmetikbehandlungen, die als Aussendung schließlich zu einer Geschichte werden können.

Wie muss für Sie eine Presseaussendung aufbereitet sein, damit Sie etwas damit anfangen können?

Guter Betreff, knackiger Einstieg, angehängtes PDF für mehr Infos, Download-Link zu Bildmaterial.

Welche Fehler machen Aussender von Presseinformationen häufig?

Schlechter, weil uninteressanter Betreff, an die falschen Ansprechpartner versandte Inhalte. Ich bekomme etwa aus mir unerfindlichen Gründen Aussendungen des Landes Niederösterreich, irgendeiner Wirtschaftsagentur und von IT-Unternehmen. Auch die Information, dass irgendein Verkaufsleiter nun in den Vorstand eines Unternehmens aufrückt, ist a) bei mir völlig falsch platziert und b) für das Gros aller Journalisten eine hochgradig uninteressante Information. Und: Noch glauben viele PR-Unternehmen, alleine die Existenz eines Produkts ist bereits eine Geschichte. Dass es jetzt etwa Obstsäfte neu mit Maracuja-Geschmack gibt, reißt vermutlich selbst Lifestyle-Journos nicht vom Hocker.

Was ist ein absolutes No-Go bei PR-Materialien?

Bildmaterial wird direkt angehängt und sprengt die Mailbox.

Wie möchten Sie von Aussendern angesprochen werden, wie nicht?

Kommt ganz darauf an. Kenne ich den Absender, dann ist ein „Hallo Nana“ total ausreichend. Bei Erstkontakten: „Liebe Frau Siebert“.

 

Nana Siebert ist stellvertretende Chefredakteurin von Woman. Sie wundert sich vor allem über Aussendungen, die so gar nichts mit ihrem Themenfeld zu tun haben, und hochgradig uninteressante Informationen. / Bild-Credit: Antonia Gern

 

Empfohlener Artikel der Redaktion: Besser mailen in der Pressearbeit

Mehr zur Serie Wer liest eigentlich Presseaussendungen?

Kommentieren

Ihre Daten werden im Rahmen der Kommentarfunktion gespeichert, darüberhinaus aber für keine weiteren Zwecke verwendet. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Kommentar zurücksetzen